«Das wäre das Ende»

88. Auto-Salon Genf

«Das wäre das Ende»

22.2.2018 agvs-upsa.ch – Die Zukunft der Fachmesse in Halle 7 entscheidet sich womöglich schneller, als von der Branche erwartet: Gelingt es innerhalb des nächsten Jahres nicht, einen Konsens zu finden, droht das Ende einer langen Tradition.


 
kro. André Hefti, Direktor der Geneva International Motor Show (GIMS), informierte am Mittwoch mit Messepräsident Maurice Turrettini die Medien über die anstehende 88. Ausgabe des traditionellen Genfer Auto-Salons (siehe Box). Hefti sprach auch über die Fachmesse in Halle 7. Man habe hier faktisch zwei Ausstellungen, sagte er. Gemeint sind die Kurzmesse in Form der SAA-Expo vom 8. bis und mit 12. März und die Langversion, die bis zum Ende des Auto-Salons dauert. «So etwas», stellte Hefti fest, «gibt es auf der ganzen Welt nirgends.» Er wünsche sich eine Lösung mit nur einer Ausstellung (siehe auch AUTOINSIDE 02/18, Seiten 38-39).
 
Deutlicher Wink an die Aussteller
Das ist ein deutlicher Wink an die Aussteller in Halle 7 und die Verantwortlichen der SAA-Expo. AGVS Online hat im Anschluss an die Medienkonferenz beim SAA-Präsidenten Erhard Luginbühl nachgefragt. Er versteht, dass der Auto-Salon als Veranstalter Klarheit über die Zukunft der Fachmesse in Halle 7 haben will. Allerdings muss dafür ein Graben überwunden werden, der im vergangenen Jahr tendenziell grösser geworden ist: den Graben zwischen jenen, die gerne in Genf ausstellen, sich aber den finanziellen und personellen Aufwand für zwei Wochen nicht (mehr) leisten können oder wollen, und jenen, denen eine Woche schlicht zu kurz ist, weil sie rein logistisch nicht alle Kunden innerhalb einer Woche begrüssen können.
 
Doch Erhard Luginbühl macht auch klar: Wenn es jetzt nicht gelingt, diesen Graben zu überwinden, ist das Schicksal von Halle 7 besiegelt. Ob er für 2019 noch genügend Aussteller dazu bewegen kann, sich für die Kurzmesse zu begeistern, weiss er nicht. Und für 2020 ist das Fragezeichen noch grösser – weil die Gefahr steigt, dass sich immer mehr Hersteller abwenden.
 
Herr Luginbühl, Salon-Direktor André Hefti wünscht sich möglichst rasch nur noch eine einzige Ausstellung in Halle 7. Wie realistisch ist sein Wunsch?
Erhard Luginbühl: Ich halte diesen Wunsch für realistisch – allerdings nicht per 2019. Seine Äusserung basiert auf dem legitimen Wunsch des Veranstalters, bald konkret zu wissen, wie es mit Halle 7 weitergeht. Es ist allen klar, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann, weil es sonst nicht gut endet.
 

Könnten Sie bitte «nicht gut» etwas konkreter definieren?
Wir führen dieser Tage eine Umfrage unter den Ausstellern in Halle 7 durch mit der Frage, wie wir die Fachausstellung künftig positionieren sollen. Der Tenor ist jetzt schon klar: Wenn das mit den zwei Ausstellungen – der SAA-Expo als Kurzmesse und einem Teil, der bis zum Ende des Auto-Salons geöffnet ist – so weitergeht, werden einige Aussteller abspringen.

Ihre Firma auch?
Meine Firma auch. Diese Abwanderung würde zwangsläufig einen Dominoeffekt auslösen und dazu führen, dass in Halle 7 nur noch wenige Aussteller präsent sein werden. Das wäre das Ende. Es besteht unter immer mehr Ausstellern der Konsens: Entweder gehen alle kurz oder gar nicht mehr.

Das heisst, der Entscheid über die Zukunft von Halle 7 tritt in eine entscheidende Phase?
Korrekt. Wir planen bereits für 2019 und ich gehe davon aus, dass die Fachausstellung dannzumal durchgeführt wird, auch wenn viele Aussteller mit ihrer Zusage zuwarten. Wie das 2020 aussehen wird, steht in den Sternen.

Weltneuheiten werden nicht nur in den Hallen 1 bis 6 präsentiert, sondern auch in Halle 7 – und zwar gleich 14 Welt- und Europapremieren. Wie wichtig ist das für Sie?
Das zeigt, wie gross der Stellenwert der Fachausstellung in Halle 7 bei den internationalen Herstellern von Aftermarket-Produkten und Garagenausrüstungen ist. Die warten nicht bis zur Automechanika im Herbst in Frankfurt, was sie ja problemlos tun könnten, sondern sie zeigen sie in Genf. Das Potenzial für die Ausstellung ist nicht nur national, sondern auch international sehr gross. Darum ist Genf für die Fachausstellung ein sehr guter Standort, weil die Aussteller hier auch von der Frequenz französischsprachiger Kunden profitieren. Auch deshalb müssen wir unbedingt einen Weg finden, der für alle gangbar ist.
 
Mit der «SAA-DR!IFT-Challenge» sprechen Sie vor allem ein junges Publikum an. Aber dieses macht ja keinen Umsatz. Was also bringt das für die Aussteller in Halle 7?
Die heutigen Jungen sind die Influencer von morgen – eigentlich sind sie es schon heute. Wenn in einer Garage ein Kunde mit dem Synchronisieren seines Smartphones mit dem Auto ein Problem hat – wen rufen Sie dann aus Ihrer Mannschaft?
 
Einen Jungen.
Voilà. Die verstehen alle Zusammenhänge und können sie im Betrieb umsetzen. Konnektivität ist nicht nur bei den Autos ein Thema, sondern zunehmend auch in der Werkstatt. Damit sprechen wir mit den Jungen genau jene Zielgruppe an, die in naher Zukunft mit diesen sich technologisch rasant weiterentwickelnden Produkten arbeiten wird.
 
Die AGVS-Medien berichten live aus Genf
Im März berichten AUTOINSIDE und AGVS-Online ausführlich aus Genf vom Auto-Salon. Sowohl im Magazin als auch laufend auf Social Media und agvs-upsa.ch stellt die Redaktion Highlights, Neuheiten und Trends der Zulieferbranche, aber auch die Eindrücke der Aussteller und Besucher ins Frontscheinwerferlicht.

Apropos: Nebst dem grossen Rückblick auf den Auto-Salon steht die AUTOINSIDE-Aprilausgabe dann ganz im Zeichen der Assistenz- und Sicherheitssysteme 
 
 «Dem Auto-Salon geht es gut»
Die 88. Ausgabe des Genfer Auto-Salons verzeichnet in etwa dieselben bemerkenswerten Eckwerte wie im vergangenen Jahr: 180 Aussteller stellen 900 Modelle aus und präsentieren über 100 Welt- und Europapremieren. Obwohl dieses Jahr Marken wie Opel, Chevrolet/Cadillac, DS und Infiniti fehlen, kann Salon-Direktor André Hefti konstatieren: «Dem Genfer Automobil-Salon geht es gut.» Das liegt auch daran, dass man auch 2018 zwischen 700000 und 800000 Besucher erwartet.
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