Es kommt nicht auf die Marke an

Es kommt nicht auf die Marke an

12. Mai 2016 agvs-upsa.ch – Im Mai und Juni haben Marder Hochsaison. Dann werden die meisten Marderschäden an Fahrzeugen registriert. Dass die kleinen Raubtiere gerade dieses und nicht jenes Auto beschädigen hängt aber weder von der Marke noch von Geschmacksstoffen in den Kabeln ab.

Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur sda dürfte die Vorliebe von Mardern, sich unter Motorhauben von Autos zu verkriechen und Kabel anzubeissen, laut Biologen vom Spieltrieb und der Neugierde der kleinen Raubtiere kommen.

«Der Steinmarder ist ein sehr verspieltes Tier. Dinge wie zum Beispiel Pflanzen im Garten oder Holz mit dem Gebiss zu erforschen, entspricht seinem natürlichen Verhalten», sagte die Wildtierbiologin Christa Mosler-Berger, Co-Leiterin der Geschäftsstelle Wildtier Schweiz in Zürich, gegenüber sda.

Für Marderschäden ist der Steinmarder verantwortlich. Anders als sein Vetter, der Baummarder, ist der Steinmarder kein eigentlicher Waldbewohner. «Als typischer Kulturfolger hält er sich gerne in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf», erklärt Mosler-Berger. Unterschlupf findet er unter Steinhaufen, Holzbeigen, Scheunen und Estrichen.

Auch der Motorraum eines Autos erweist sich aus Sicht des Marders als ideales Versteck. Der Motor gibt Restwärme ab und die Motorhaube bietet ihm Schutz vor dem Wetter sowie vor dem ärgsten Fressfeind, dem Fuchs. Dass Füchse in den letzten Jahrzehnten immer weiter in menschliche Siedlungen eingedrungen ist, dürfte die Vorliebe der Marder für Motorhauben verstärkt haben, glaubt Mosler-Berger.

In den Monaten Mai und Juni verteidigen die Tiere ihr Revier intensiver gegen Artgenossen und markieren es mit Duftstoffen. Markierte Autos rufen Konkurrenten auf den Plan. Weil ein Auto nicht fest am Platz steht, wird es möglicherweise öfters aufgesucht und von mehreren Tieren markiert - womit auch die Wahrscheinlichkeit eines Marderschadens steigt.

Auf die Automarke kommt es nicht an, die Biologen vermuten, dass den Mardern einfach die Konsistenz der Kabel zusagt, wie Mosler-Berger gegenüber sda hinzufügt. Hingegen gibt es keine Hinweise darauf, dass die kleinen Raubtiere von gewissen Geschmacksstoffen in den Kabel speziell angetan sind. Umfangreiche Tests in Deutschland, bei denen Kabel verschiedener Autohersteller und unterschiedlicher Zusammensetzung eingesetzt wurden, hätten keine entsprechende Neigung der Marder gezeigt.

 
Vorliebe für Ostschweizer Autos
Statistisch gibt es im Mai bis Juni am meisten Marderschäden bei Fahrzeugen. Dann ist das Revierverhalten der Steinmarder besonders ausgeprägt. In der Ostschweiz ist die Wahrscheinlichkeit für einen Marderschaden besonders hoch, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Auswertung der Versicherung AXA Winterthur zeigt. In den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Jura, Thurgau und St. Gallen ist das Risiko für solches Ungemach besonders hoch. Relativ zur Anzahl der versicherten Autos beissen die Tiere dort nämlich am häufigsten zu. In Graubünden, Wallis oder Genf hingegen müssen Autofahrer kaum über die Marder ärgern. Lenkerinnen und Lenker in den besonders gefährdeten Kantonen haben ein über 40 Prozent höheres Risiko für einen Marderschaden am Auto als der Durchschnitt.

 
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